+49 157 752 288 23 info@knotenloesen.com

Was ist der schnellste Weg, um eine funktionierende Beziehung zu ruinieren?

Besuche ein Seminar in Gewaltfreier Kommunikation und erzähle dann zuhause deinem/r Partner/in, dass du “Verbindung brauchst” und nur noch “Gefühle und Bedürfnisse hören möchtest”.

Korrigiere anschließend jeden Satz deines/r Partners/in indem du darauf hinweist, dass er/sie gerade nicht von “Gefühlen und Bedürfnissen gesprochen hat”.

Und wenn du dann noch den Beziehungs-Supergau auslösen möchtest, beende jeden zweiten Satz mit: “Kannst du mir bitte sagen, was du gehört hast?”

😉

Spaß beiseite – natürlich beschäftigt das Thema Partnerschaft viele unserer TeilnehmerInnen. Wir hören oft wie sehr sie sich nach mehr Gemeinsamkeit, Intimität oder Lebendigkeit in ihrer Partnerschaft sehnen. Wenn sie dann erleben, welche Tiefe und Qualität in Gesprächen möglich ist, verstärkt sich dieser Schmerz noch. Und oft kommt nach einem Seminar noch die Enttäuschung hinzu, die Beziehung immer noch nicht verbessern zu können, weil es “zuhause einfach nicht klappt mit der Gewaltfreien Kommunikation”.

Gewaltfreie Kommunikation macht eine Beziehung (anfangs) meist schwieriger

Die Erfahrung, dass die Gespräche mit dem/der Partner/in nach dem ersten Kontakt mit Gewaltfreier Kommunikation nicht unbedingt einfacher oder gar konfliktärmer werden, teilen wir mit vielen unserer Klienten und TeilnehmerInnen. Aus meiner “Innensicht” als (Ehe-)Mann kann ich sagen, dass der Versuch mehr Ehrlichkeit und Empathie in der Beziehung zu leben sehr herausfordernd, sehr frustrierend und sehr beängstigend sein kann.

Natürlich ist mein Wunsch nach Offenheit und Authentizität in meiner Partnerschaft am größten, gleichzeitig aber auch meine Angst, mich verletzlich zu zeigen oder “falsch zu sein” mit dem, was in mir vorgeht. Und dummerweise fällt es mir auch gerade in meiner engsten Beziehung am schwersten, keine Verantwortung für die Gefühle anderer zu übernehmen – denn, so der teuflische Gedanke: Wenn meine Partnerin sich schlecht, dann sicher, weil ich ich nicht gut (aufmerksam, liebevoll etc.) genug bin?

Wir erleben in Paarberatungen häufig, dass in Beziehungen, in denen einer oder beide die “Gewaltfreie Kommunikation leben wollen” eine gefährliche Kombination entsteht aus (wachsendem) Anspruch an Offenheit und (begrenzten) Fähigkeiten im empathischen Kontakt mit sich selbst und/oder dem Anderen.

Was man tun kann, um es (sich) einfacher zu machen

Im Rückblick auf viele Beziehungsjahre mit Gewaltfreier Kommunikation hat mir vor allem Eines geholfen: Meinen “Empathiespeicher” so gut wie möglich gefüllt zu halten. Es war auffallend, dass mir schwierige Gespräche mit meiner Partnerin nach einem Seminar oder einer Übungsgruppe, in der ich “high-quality” Empathie bekommen habe, sehr fiel leichter fielen.

Meine “Giraffenohren” (die Fähigkeit, empathisch zuzuhören) waren dann wacher und energiegeladener – und so konnte ich auch Ärger oder Traurigkeit bei meiner Partnerin hören, ohne sie gleich (allzu sehr) als Kritik zu verstehen.

Eine Mutter kann ihr Baby nur dann füttern, wenn sie selber genug zu Essen hat. (Marshall Rosenberg)

Genauso ist es mit Empathie, man kann nur geben, wenn man selber genug davon bekommen hat.

Empathie ist etwas anderes als Sympathie, Zustimmung oder Analyse

Erfahrungsgemäß ist nicht immer klar, was hier mit “Empathie” gemeint ist. Unter Empathie verstehen wir eine Unterstützung beim Bewusstmachen von Gefühlen und Bedürfnissen – keine Sympathie, keine Ratschläge, keine Analysen, keine Diskussionen etc. Ein Gespräch beim Bier bei dem die Beteiligten ihren Frust “loswerden”, gibt einem sicher auch ein gewisses Maß an Verständnis und Sympathie – aber keine Empathie.

Meist braucht es die Begleitung durch etwas geübte Menschen, um zu erleben, wie sich “echte” Empathie anfühlt und was sie bewirkt. So war es jedenfalls bei mir und so erleben wir es bei vielen Menschen, die wir begleiten. Für mich war daher der Besuch einer Übungsgruppe in Gewaltfreier Kommunikation, die Unterstützung durch eine Empathie-Gruppe (oder “Empathie-Partner”) und viel Zeit für (Selbst-)Empathie eine der besten “Investitionen”, um die Liebe in der Partnerschaft lebendig zu halten.